Ein interessantes Projekt haben die drei Schlagzeuger Steiner, Friedli und Wolf im Frühling 2021 realisiert. Worum es dabei konkret geht, kann man hier nachlesen.
Christoph Steiner, Lionel Friedli und Nicolas Wolf treffen sich im Frühling 21 mit ihrem Schlagzeuginstrumentarium im Atelier von Künstler Niklaus Wenger im Atelierhaus ‹Fabrik› in Burgdorf, um einen Nachmittag lang zu improvisieren. Die Covid-Krise hat die Kulturlandschaft zu diesem Zeitpunkt immer noch in lähmendem Griff und dennoch – oder gerade deshalb – entsteht der Raum für die Kollaboration dieser drei Rhythmuskünstler.
Zwischen den drei im Kreis aufgestellten Drums drehen eine Kamera und zwei Mikrofone, die das musikalische Geschehen rotierend aufzeichnen. Somit wechselt der Fokus der Musik ständig. Durch die Drehung von Bild und Ton entsteht für die Zuhörenden und Zuschauenden eine dreidimensionale Schlagzeugmusik, die das Spiel der drei Drummer verschmelzen lässt und gleichzeitig die unterschiedlichen Ausdrucksweisen immer wieder neu in den Fokus stellt. Tonmeister Matthias Wenger benutzte nur zwei Mikrofone, die mit der Kamera rotierten und schuf mit seinem äusserst sensiblen Mix ein eigenständiges Klangerlebnis.
Die acht improvisierten Stücke zeigen die drei unterschiedlichen Schlagzeugcharaktere auf Augen- und vor allem auf Ohrenhöhe. Die exorbitant dynamische Bandbreite, die Klangvielfalt und die sorgfältige und akkurate improvisatorische Sprache lassen eine verblüffende Klangwelt entstehen. Obwohl hier drei Schlagzeuger aus dem Moment heraus agieren, sind schlüssige Kompositionen entstanden, die eine formale Logik aufweisen oder sich auch sehr frei bewegen.
Der Projekttitel Repercussive Cycles (Widerhallende Zyklen) steht für Wandel, Rotation, gegenseitige Beeinflussung, den musikalischen Schmetterlingseffekt, das Wahrnehmen von Zyklen, für schlagzeugerisches Klangbewusstsein, den Gestaltungswillen und das aufeinander Reagieren im Moment. Und schlussendlich steht die Perkussion im Vordergrund. Die herstellenden, arbeitenden und physischen Elemente des improvisierten Schlagzeugsspiels werden durch den Arbeitsort unterstützt, an dem die Ton- und Bildaufnahmen entstanden sind.
Diese Veröffentlichung richtet sich an Zuhörer:innen, die sich die Zeit für eine eigenwillige Klangreise nehmen möchten. Rotierende Musik, die jeden der drei Drummer einzeln wie auch gemeinsam in den Fokus setzt. Ihr Klänge werden gleichzeitig zu einem grossen Ganzen verwebt, so dass man nicht mehr genau weiss, wer wann was spielt.
Das Album erscheint am 13.5.22 digital und als CD auf Rabbit Hill Records.
Hier kann man zudem in Stücke reinhören.
Kurzbios
Lionel Friedli: Einer der umtriebigsten Schlagzeuger der Schweizer Jazzszene und international Reisender u.a. mit Marc Ribot, Fred Frith, Ellery Eskelin, Heiri Känzig und Lucien Dubuis. 2021 Nominierter für den Schweizer Musikpreises und 2015 Preisträger des Fondation Suisa-Jazzpreises.
Nicolas Wolf: Improvisierender Aktivposten der Berner Szene, von Solo-Performances bis zu seiner Grossformation ‹Nous, après le déluge›. Spielte u.a. mit Django Bates und Gerry Hemingway und gewann 2019 den Musikpreis ‹Coup de Coeur› des Kantons Bern.
Christoph Steiner: Seit mehr als 15 Jahren mit Andreas Schaerers ‹Hildegard Lernt Fliegen› auf internationalen Bühnen unterwegs. Ist für seine Projekte ‹Escape Argot› und ‹Stucki&Steiner› auch als Komponist tätig und Initiant dieses Schlagzeug-Trios.
